Greif Fighters stellen sich dem GTTR Hindernislauf (Rudolstadt 02.12.2022)
Eindrücke im Video auf youtube
Eine kleine Stadt mit ca. 22.000 Einwohnern in Thüringen. Hier ist Erholung und Ruhe angesagt. Im Jahre 1788 lernten sich hier die Dichter Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller kennen. Hoch über der Stadt thront majestätisch die Heidecksburg. Die Saale fließt gemächlich durch den Ort. Alles ist so schön idyllisch und schreit förmlich nach Entspannung.
Aber nicht am GETTING TOUGH Wochenende!
An diesem Wochenende herrschte bereits zum 10. Mal Ausnahmezustand in der Stadt. Die Veranstalter erwarteten etwa 2.000 Läufer*innen für einen der härtesten Hindernisläufe Europas. Schon 2013 erkannte das ZDF:
„Dieses Rennen ist nichts für Weicheier, GETTING TOUGH - THE RACE ist definitiv Deutschlands härtester Hindernis-Lauf, 24km Höllenqual. Hier geht Jeder an seine Grenzen und weit darüber hinaus. Nur die wirklich hartgesottenen erreichen das Ziel."
Die Athleten trafen in diesem Jahr auf kalte Nebelschwaden und 12-15 cm Neuschnee bei eisigen Temperaturen. Man spürte die starke Anspannung der Teilnehmenden vom ersten Moment an. Die Wetterbedingungen hoben den ohnehin schon schweren Wettkampf nochmal auf ein ganz anderes Level. Jeder wusste beim Erblicken von Schnee und Eis, dass dieses Mal das Wasser noch kälter, die Höhenmeter noch anstrengender, das Tauchen noch schmerzhafter und das Bewältigen der Hindernisse noch schwieriger werden würde.
Am Freitagabend starteten zwei Greif Fighters beim sogenannten „GT-SAN“. Dies ist ein kurzer “Sprint at Night“, bei dem alle Hindernisse im Zielbereich, dem „Killingfield“ bei Dunkelheit bewältigt werden müssen. Melanie Hentschel und Daniel Durand stellten sich der Herausforderung. Selbst bei diesem kleinen Lauf zeigte sich schnell, wie unbarmherzig der Schnee und die Kälte sind. Nach dem Wasserbecken, in dem man nur mit Tauchen weiterkam, erreichten beide das Ziel.
Nun kam der Samstagmorgen! Start für den Hauptlauf „GETTING TOUGH - THE RACE“
Das bedeutet, 25 km Streckenlänge und 1.000 Höhenmeter die überwunden werden müssen, bevor zum Schluss nochmal 130 Hindernisse auf dem „Killingfield“ zu überwinden sind. Wassergräben, Tauchen, Baumstammtragen, Reifen- und Sandsacktragen, Hangeln, Klettern, Balance, Eskaladierwände und vieles mehr forderten den vier Startern der Greif Fighters alles ab.
Nach einer Motivationsrede der Veranstalter Markus Ertelt und Michael Kalinowski ging es gemeinsamen zum Startfeld. Die Gänsehaut kam nun nicht mehr nur von der Kälte, sondern zugleich von der Spannung die in der Luft lag. Die Zuschauer sahen die Athleten entgeistert und bewundernd zugleich an.
Motivierende Beats dröhnten aus den Lautsprechern. Die Bengalischen Feuer brannten und es roch nach Schwefel und Rauch. Ein gemeinsames Gebet vor dem Start. In dieser kurzen, unheimlich andächtigen Stille, hörte man nur den knirschenden Schnee, den Atem der Läufer und das Rauschen der Wasserwerfer der Feuerwehr. Unbeschreibliche Gefühle und Emotionen die sich bei jedem einzelnen Läufer sammelten.
Dann der Startschuss. 2.000 Läuferinnen und Läufer rannten schreien auf den ersten Wassergraben zu. Von oben rieselte ein Schnee-Wasser-Gemisch der Wasserwerfer auf die Teilnehmer nieder. ACDC dröhnt während man durch den Schnee kroch und direkt danach in einen der 1,60 m tiefen Wassergräben sprang. Ohne Teamspirit geht es nicht. Und so half man sich gegenseitig aus dem Graben, weiter auf die Laufstrecke. Warmlaufen war der erste Gedanke den viele hatten. Wer jedoch die Veranstalter von GETTING TOUGH kennt, weiß dass es einem nicht so leicht gemacht wird. Nach nur 600 Metern befand man sich schon am nächsten Wasserhindernis. 40 Meter quer durch die Saale, die einem aufgrund ihrer Fließgeschwindigkeit auch die letzte Temperatur aus dem Körper zog. Ausgekühlt aber voller Adrenalin warteten nun direkt die ersten Höhenmeter. Es ging stetig bergauf, teilweise gespickt mit Serpentinen. Kurze Abwärtspassagen musste man wegen des Schnees teilweise sogar rutschen. Die Strecke hielt immer wieder neue Herausforderungen bereit. Auf einer steilen Hangstrecke von etwa 500 Metern mussten die Athleten einen Autoreifen tragen. Der Weg führte weiter bergauf und in den Wald. Die Wege wurden immer enger und rutschiger.
Es ist wohl eine Art Selbstironie, dass man während des Laufes und unter höchster körperlicher Anstrengung, plötzlich in einen Glücksrausch verfällt und die Schönheit der Natur genießen kann. Der Weg führte durch schneebedeckte Waldabschnitte. Die Luft war voll vom Dampf der Läufer. Der Schnee knirschte unter den Füßen. Der Nebel machte es still und mystisch. Und dann dachte man doch irgendwann wieder an die Hindernisse die noch kommen sollten.
Gut gelaunte Anwohner stehen mit Musikboxen vor ihren Häusern und verteilen warme Getränke und Liköre.
Nach einigen kleineren Hindernissen, Passagen bergauf und bergab, kamen die Läuferinnen und Läufer wieder zurück zum Startfeld. Der anfangs zu überwindende Wassergraben war nun ein 300 Meter langer Wasserkanal. Jegliche mühsam aufgebaute Körpertemperatur wurde damit rabiat wieder entzogen.
Ausgekühlt durften die Teilnehmer nun Sandsäcke über eine ehemalige Hindernisbahn der Bundeswehr tragen. Nach einigen kalten Betonröhren, Kriech- und Kletterhindernissen wartete nun der zweite Hammer. Das Schwimmbad!
Spätestens hier wusste man warum der Lauf physisch und psychisch eine absolute Grenzerfahrung ist. Aufgabe war es, so unterkühlt wie man war auch noch an mehreren Ringen entlang zu hangeln und am Ende der Hangelstrecke ins eiskalte Wasser zu springen. Nach einer Schwimmstrecke von 30 Metern mussten zu allem Überfluss noch mehrere Hindernisse untertaucht werden. Nicht umsonst standen am Beckenrand viele Rettungsschwimmer der DLRG im Neoprenanzug bereit. Das Schwimmbad trennt die Spreu vom Weizen und fordert die größten Verluste.
Direkt nach dem Schwimmbad warteten erneut Kriech-, Krabbel- und Kletterhindernisse auf die zitternden Athleten. Dann endlich ein kleiner Hoffnungsschimmer. Der wohl beliebteste Punkt nach dem Ziel war in Sicht. Eine Verpflegungsstation mit warmem Tee. Den Großteil vom Getränk verschüttete man, da es sich mit zitternden Händen gar nicht so leicht trinken lässt. Jetzt wartete nur noch das „Killingfield“. Den Eingang mussten die übrig gebliebenen Athleten erreichen, indem sie erneut die Saale durchquerten und einen künstlichen Wasserfall erklommen.
Ab jetzt hieß es nur noch Durchhalten, gegenseitig Helfen und Motivieren. Alle Teilnehmer brachten ihre Körper jetzt nochmal an Grenzen und weit, weit drüber hinaus. Im kalten und erschöpften Zustand galt es sämtliche Hindernisse im Zielbereich zu bewältigen. Die motivierenden Schreie der Zuschauer standen gegen unzählige mit Eisbedeckten Hindernisse. Als 4-er Team wurde jedes Hindernis nach und nach abgearbeitet. Die Greif Fighters Patric Schaudt, Melanie Hentschel, Patric Siebrand und Daniel Durand bissen sich durch und erreichten nach dem letzten Tauchbecken und anschließendem Kriechen das Ziel.
Die Veranstalter Markus und Michael beglückwünschten jeden einzelnen Finisher persönlich. Vom Ersten bis zum Letzten. Auch sie hatten größten Respekt vor den Leistungen jedes einzelnen Teilnehmers. Endlich wurde die Medaille umgehängt die alle vier Läufer nun mit Stolz tragen werden. Ein unglaubliches Erlebnis, dass die eigenen Grenzen verschoben hat. Sie werden sich wohl auch 2023 wieder der Herausforderung „GETTING TOUGH - THE RACE“ stellen.
...und wenn sie nicht aufgewärmt sind zittern sie heute noch J